Viele Bilder – kurzer Text – Rückblick auf die fränkischen Genusstage

Das Bild zeigt Brot (Arnd Erbel – schöner Artikel war in der  „Welt“ am Sonntag“ vom 8. April – gefunden von Gerhard Tremel) und Butter (Faßbutter von Ulrike Langer). Und wer braucht schon mehr ? Noch ein Gläschen Champagner aus dem Sortiment von der Weinhalle, eine Trüffeltorte von der Ulrike Langer, etwas Bauernhofeis, zwischen durch ein Märzen von der Brauerei Schneider, ein Kuchen (Eierschneck) von Rebekka Mondrejevski (Freibäckerin bei Arnd Erbel) – ach mehr braucht man doch nicht um glücklich zu sein.

Am vergangenen Wochenende fanden die 2. Fränkischen Genusstage in Weißenburg statt. Maßgeblich organisiert durch unsere Förderin Christian Strub vom europäischen Dorfladen Panache. Aber es waren so viele Förderer und Mitglieder mit einem Stand da – das kann man hier noch mal nachlesen. Gefreut hat alle, dass die Besucherzahl gegen Vorjahr um 30 % gesteigert werden konnten. Viele davon kamen aus der weiteren Umgebung, und am Sonntag Vormittag hatten wir den Eindruck, dass auch etliche jüngere Menschen und Familien mit Kindern da waren.

Auch am Stand von Slow Food herrschte reges Interesse und wir konnten in vielen Gesprächen über unsere Idee informieren und unser Informationsmaterial an die Frau und den Mann bringen. Ein Dank geht an Monika Kunzmann und Peter Schubert die am Samstag Dienst taten und an Anke & Florian Hähnel und Torsten Härtel die den Sonntag zusammen mit mir bestritten.

Aber es waren ja auch lustvolle Tage und ich habe geshoppt das Bier von  der Brauerei Schneider, Marmelade, 5 Liter Schlauchpackung vom Hesselberger Apfelsaft, ein Zwetschgenbrand von der Brennerei Felsenbrand – es hätte mehr werden können.

Fazit: Wer dieses Jahr nicht da war der kommt 2013 bitte – – merken Sie sich in Ihrem Kalender schon mal den 20. und 21. April vor.

Und hier gibts die Bilder dazu:

PS: Hier auch ein Video zur Aktion „Sauwohl“ von unserem Mitglied Robert Prosiegel…..

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Teller statt Tonne – oder wie auf Rudis Resterampe aus vermeintlichem Abfall ein Menü wurde

Taste the Waste“ heißt der Film, der im vergangenen Jahr auf Lebensmittelverschwendung bzw. den beschämenden Umgang mit Nahrung aufmerksam machte und hoffentlich auch aufrüttelte. Wir haben uns ja auch im Blog hier mit dem Film und mit der Aktion „Teller statt Tonne“ auseinandergesetzt. Es ist aber Peter Schubert zu verdanken, dass wir am Ende dann doch das Thema regional und ganz praktisch aufgegriffen haben. Er kreierte zusammen mit Rudi Feeß vom Restaurant „Le Virage“ ein Menü,  das dafür sorgte, dass Slow Food Nürnberg mit Peter und Rudi in alle Medien kam, wie man hier nachlesen kann.

Mindesthaltbarkeit, vermeintliches Schönheitsideal der Produkte, ständige Verfügbarkeit und dass Tiere nicht nur aus Filet bestehen, waren manche (aber noch nicht alle) Aspekte des Menüs, das – obwohl keiner wußte was es geben wird – bereits 6 Wochen vor der Veranstaltung mit 28 Teilnehmern restlos ausgebucht war.

Die Teilnehmer des Menüs saßen an schön dekorierten Tischen – mit einer auf das Thema abgestimmten, kreativen Tischdekoration vom Blumenladen um die Ecke. Die beiden Jungs  von „Unverblüht“  (auch hier bei Facebook)  hatten sich für uns besonders ins Zeug geworfen.

Peter Schubert

begrüsste die Teilnehmer und führte durch die noch rätselhafte Karte:

„Kulinarische Herausforderung in einem Prolog und fünf Kapiteln.

Einleitung: Wir machen Appetit mit etwas, was andere ganz unappetitlich finden.

1. Kapitel: Ein Heiliger überträgt Fellinis „La Strada“ knusprig ins Französische und taucht doch alles in die fränkischen Farben.

2. Kapitel: Das Innere im Äußeren und doch ganz anders.

3. Kapitel: Von einem Dehydrierten, der auszog, um im Hesperidengarten Schweinefutter anzubauen und sich dabei die Finger verbrannte.

4. Kapitel: Der Schrecken aller Sommeliers nimmt sich ein Herz. Nachkriegspampe und Schälverlust.

5. Kapitel: Wenn die Sparsamkeit der Mönche auf die Verschwendung der Pfeffersäcke trifft.“

Und was war das jetzt? Wir lösen hier bebildert das Rätsel auf.

 Andouille de Vire auf Apfelsalat

Gebackener Schweinsfuß St.Menehould (in Haselnußpanade)

         auf Roten Beten mit Joghurt (bzw. dickgelegter Milch); mit Rote-Bete- Blättern

Crèmesuppe von Garnelenschalen (mit frittierten Parmesanrinden)

Crèmesuppe von Garnelenschalen (mit frittierten Parmesanrinden) 

Stockfisch auf Püree von Steckrüben, aromatisiert mit Zitrusfrüchteschalen und Brennesselpesto

Kalbsherz, geschmort in Korkwein mit Gerstengraupenrisotto und Gemüse von Broccolistrünken

Kalbsherz, geschmort in Korkwein mit Gerstengraupenrisotto und Gemüse von Broccolistrünken

 

Karthäuserklöße auf Lebkuchenschaum

Karthäuserklöße auf Lebkuchenschaum

Thematik der einzelnen Gänge:

Worum ging es bei den einzelnen Gängen?

Amuse Gueule: Schlachtabfall / Tabu

Schweinefuß: Ebenfalls „Abfall“; verschmähte Teile des Schlachtviehs; „sekundäre Tierteile“; Problem der „Konsistenz“, Joghurt MHD; Gemüseteile, die sonst im Abfall landen

Suppe: Abfallverwertung extrem

Fisch: Frische, ständige Verfügbarkeit, frühere Konservierungsmethoden, Resteverwertung, arme Leute-Essen, vergessenes Gemüse; gesundes Unkraut in der Küche

Kalbsherz: Tabuthema Innereien / Schlachtabfall / arme Leute Essen (Rückbesinnung auf alte Sorten und Rezepte); Gemüseabfall

Nachtisch: Altes schmackhaft verwertet; komplette Resteverwertung (die früher durchaus üblich war), in unserer Überflussgesellschaft nicht mehr notwendig.

Zwischen den Gängen lasen Peter Schubert und seine Frau Elke Mühlbach immer wieder Texte aus Literatur und Wissenschaft vor, die zu den einzelnen Gängen ein Bezug hatten. Es war ein wunderbarer Abend, den alle Teilnehmer durchgängig interessant fanden. Aber man sah schon deutlich bei manchen Gängen, dass es für den ein oder anderen auch nicht einfach war das, was da angeboten wurde, auch wirklich mit Genuss zu Essen. Ich bezweifle, dass Rudi Feeß sein Restaurant nur mit „Waste-Menüs“ erfolgreich führen könnte.

Am Ende aber dankten alle Rudi Feeß und seinem Team für diesen spannenden Abend und Peter Schubert überreichte ein „kleines“ Geschenk:

Danke an Rudi Feeß, danke an Peter Schubert und wie immer Danke für die wunderbaren Bilder an unser Mitglied Bernd Steigerwald.

Hier noch ein paar Impressionen:

Fördererbesuch – Salz & Pfeffer in Erlangen – Tafelrunde April

Im April besuchen wir unserer Förderer – das „Salz & Pfeffer“ in Erlangen. Ich hatte hier schon mal über das Restaurant geschrieben. Tom Egelseer macht eine wunderbar frische Bistroküche. Er setzt auf regionale und nachhaltige Produkte. Das Gemüse kommt größtenteils aus dem Nürnberger Knoblauchsland, das Fleisch für die Hauptgerichte stammt aus Franken direkt vom Erzeuger. Die Fische kommen aus nachhaltigem Wildfang deutscher und skandinavischer Gewässer, über einen Slow Food Fischhändler aus Cuxhaven. Die Speisekarte ist kurz und garantiert damit auch die Frische der Speisen. Sie umfasst eine Vorspeise und eine Nachspeise und 3 Hauptgerichte die in der Karte stehen und etwas aktuelles, was sich an der Tafel findet. Die Pasta liegt um 7 Euro – die Fleisch- oder Fischgerichte um 12. Es gibt eine kleine aber feine Auswahl offener Weine um 3 Euro für 0,1 wo sich fränkische, österreichische und natürlich auch italienische Tropfen finden.

Hier gehts zur Anmeldung, die uns die Disposition erleichtert.

Taste the waste & Dürfen wir noch Tiere Essen – Mediathek Tipps

Achtung – dieser Beitrag hat ein Maximalhaltbarkeitsdatum bis zum 5. April 2012

Still war es kurzzeitig im Blog – weil das Convivium von Lauf nach Oberasbach zieht und zog. Letzte Woche gab es dann noch unerwartet ein wenig Aufregung, weil Slow Food im Kontext einer Pressekonferenz von unserer Verbraucherschutz(?)ministerin Ilse Aigner zum Thema Lebensmittelverschwendung für Beiträge in den Tagesthemen und der Frankenschau angefragt wurde. Denn dankenswerterweise gehen auch die Medien der Frau Aigner nicht mehr auf den Leim, die ständig appelliert anstatt einfach mal mit den ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auch etwas zu bewegen. Aber da werden wir wohl auf andere Minister(innen) warten müssen. Zuständig in der ARD war der Bayrischen Rundfunk, die delegierten es auf das Studio Nürnberg und die haben Slow Food gesucht und mich gefunden. Dumm nur wenn man keine Zeit hat. Aber das Thema ist so wichtig und die Chance so groß Slow Food zu platzieren, dass viele hilfreiche Menschen eingesprungen sind. Aufhänger war unser (für alle nicht angemeldeten leider) schon ausgebuchtes  „Taste the waste“ Menü ( 6 Wochen vor Termin ausgebucht , obwohl keiner außer Peter Schubert & Rudi Feeß weiß was es gibt – Danke für das Vertrauen !). Und daraus wurde dieser schöne Beitrag in der Frankenschau in dem Rudi Feeß und Peter Schubert zu Wort kommen. Dafür haben die beiden ihren Sonntag und 4 Stunden Zeit geopfert – Danke ! Zusätzlich hatten dann die Tagesthemen angefragt. Für den Beitrag konnte ich unsere Bundesvorsitzende Dr. Ursula Hudson gewinnen, die dann Montag nach Nürnberg kam und aus Ihrem Dreh und dem Beitrag vom Frankenfernsehen wurde dann dieser Tagesthemenbeitrag.

Und wo wir gerade beim Fernsehen sind – mag ich zum nachsehen in der ARTE Mediathek (nur 7 Tage verfügbar!) den Themenabend vom Dienstag den 27.3.2012 empfehlen: „Dürfen wir Tiere Essen ?“. Mit den Beiträgen „Nie wieder Fleisch“, „Die neuen Vegetarier“ und einer Diskussionsrunde zu dem Thema an dem auch Dr. Rupert Ebner, eines unserer Bundesvorstandmitglieder und Tierarzt, teilgenommen hat.

Über Ihre und Eure Meinung zum Thema können wir hier gerne diskutieren.

„Was bitte ist „slow“ im Wein ?“

Die beliebte Reihe von Weinseminaren mit unserem Mitglied & Förderer Martin Kössler von  der K & U Weinhalle setzen wir nach 3 Jahren Pause endlich wieder am 23. März 2012 fort.

Nachdem die Diskussion, „wodurch sich ein Slow Food Wein auszeichnet“,  ja auch bereits in unserer Zeitschrift ein bisschen undifferenziert geführt wurde, informieren wir uns an der Quelle des Wissens bei Martin Kössler darüber. Er verfolgt seit mehr als 10 Jahren das Konzept des langsamen Weins.
Basiswissen und interessante Details rund um den den slowen Wein im Weinberg und Weinkeller incl. zahlreicher praktischer Beispiele. Es wird sicher wieder ein spannender Abend!

Hier kann man sich noch „slow“ anmelden.

Nutzen Sie, so weit möglich, für die Anreise zu den Veranstaltungen die öffentlichen Verkehrsmittel. Eine Verbindungsmöglichkeit können Sie sich bei der VGN-Auskunft geben lassen!

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Die Definition des Begriffs von Martin Kössler

Die Zeit – sie ist für Wein eines der wichtigsten Qualitätskriterien.

Der Einzug moderner Technik in Keller und Weinberge seit den sechziger Jahren veränderte die Weinkultur nachhaltig und bereitete heutigem Weinkonsum den Weg: Einst dauerte die Gärphase je nach Jahrgang und Traubenqualität einige Monate; nach ausreichend Reifezeit im Faß und auf der Hefe wurde schließlich oft erst nach Jahren auf Flasche gefüllt. Solche wahrlich „langsamen“ Weine z. B. aus den Zwanziger Jahren bieten noch heute erstaunliches Trinkvergnügen und künden von vergangenen Zeiten mit großem Genuß. Dagegen wirken Weine aus besagten Sechziger und Siebziger Jahren, der Hochzeit agrarchemischer Beschleunigung, bis auf wenige Ausnahmen überaltert, müde, ermüdend.

Was macht den Unterschied?

Der Einsatz synthetischer Düngemittel beschleunigte Wachstum und Ertrag der Reben. Die übermäßige Düngung verursachte aufgeblasene, krankheitsanfällige Hochertrags-Trauben, die komplexe synthetische Spritzmittel benötigten, um in einigermaßen erträglichem Zustand verarbeitet werden zu können. Um derart kontaminierte Trauben zur Gärung zu bringen, wurden synthetisierte Reinzuchthefen entwickelt, die ihre Arbeit risikolos für den Winzer verrichten, was sie in Verbindung mit entsprechender Weintechnik so effizient tun, daß die Weine schon wenige Wochen nach der Lese füllfertig und trinkbereit sind. Der moderne „schnelle“ Wein war geboren.

Die Zeit macht „schnelle“ Konsumweine von „langsamen“ Qualitätsweinen unterscheidbar.

Konsumwein ist zwangsläufig „schnell“.

Billig muß er produziert werden, um billig verkauft werden zu können. Die Spritzpläne der Agrarchemie ersetzen die Arbeit im Weinberg. Präzise geplante Anonymität industrieller Verarbeitung, die sich an engen modischen Geschmacks- und Geruchsvorstellungen im Glas orientiert, garantiert seine Marktgängigkeit: Konsumwein muß unabhängig von nationalen Geschmacksgewohnheiten rund um den Globus schmecken, muß weltmarkt-kompatibel sein, muß als Rotwein Farbe haben, ohne aber durch Gerbstoffe zu fordern, muß als Weißwein „spritzig, leicht und frisch“ sein und das so neutral und so unaufdringlich wie möglich. Anonyme Grundweine werden mit dem Make-up moderner Chemie auf eine „Qualität“ getrimmt, die so schnell gemacht ist, wie sie konsumiert wird. Nichts für uns, und alles, nur kein Schnäppchen!

Qualitätswein muß nicht um jeden Preis „langsam“ sein.

Wein wird schließlich zum Trinken gemacht. Er darf auch einfach nur schmecken, für Entspannung sorgen, ein gutes Gespräch oder Buch begleiten, im Kreise von Freunden fröhlich verdunsten, einer Feier zum Erfolg verhelfen und am Grill einen gemütlichen Abend ausklingen lassen. Weil moderne „schnelle“ Qualitätsweine mit populären Fruchtaromen angenehme Schlüsselreize auslösen, hat sich der Weinkonsum in den letzten zwanzig Jahren vervielfacht. Qualitätswein hat breite Akzeptanz gefunden durch technisch definierte, für die Produzenten „sichere“ Standardqualität.

Die meisten Winzer bereiten also nicht umsonst ihre Weine mittels risikoloser schneller Reinzuchthefevergärung in reduktivem Ausbau. Unkompliziert und zugänglich setzen sie vordergründig auf den Charakter der Rebsorte und liefern Weine mit reintönigem Duft und fruchtigem Geschmack. Dagegen sind Alltags-Qualitäten aus „langsamer“ Produktion die Ausnahme.

Der Unterschied? „Langsame Weine“ sind frei von

Übererträgen:

Simple Ertragsreduzierung ist das einfachste Mittel, um Konzentration und Aroma im Wein zu erzielen. Man schmeckt sie sofort.

Übermanipulation:

Wiederholtes Transportieren, Umpumpen, Schönen, Klären, Korrigieren und Stabilisieren schadet Intensität und Aromen eines Weines massiv.

Überaroma:

Reinzuchthefen und Aromaenzyme liefern Reintönigkeit mit populärer „Fruchtigkeit“, nivellieren aber Herkunft und Charakter.

Überholzung:

In Rotweinen spielt das Holzfaß die entscheidende Rolle für die Tanninqualität. Die Industrie bedient sich alternativer Methoden, um den Holztouch preiswert und effizient in den Wein zu bekommen: Holzersatzstoffe sind bei vielen Weinen unter 10.- Euro längst die Regel.

Über- oder Unterschwefelung:

Schwefel im Wein ist nicht verwerflich, sondern ein uraltes, natürliches Konservierungsmittel, das aber sorgfältig eingesetzt werden will. In unseren ehrlichen „schnellen“ Qualitätsweinen ist Schwefel weder ein Qualitäts- noch ein Geschmackskriterium.

„Langsame“ Weine sind weder kompliziert noch teuer.

„Langsamer Wein“ ist bekömmlich und schmeckt nicht nur nach mehr als er riecht, er ist anspruchsvoller, ist nie bitter, dafür weich, saftig und cremig im Nachklang, verlangt Geduld im Glas und auf der Flasche und setzt die Neugier des Weinfreundes voraus, denn sein ungewohnter Charakter verlangt Offenheit für Neues. „Langsamer“ Wein wird nicht für einen konkreten Markt oder ein bestimmtes Geschmacksbild produziert, sondern reflektiert seine Lagen- und Bodenqualität in geschmacklicher Individualität und kann nur hoffen, daß er seinen Markt findet. „Langsamer“ Wein ist bewußt „entschleunigt“, weshalb er „anders“ ist und „anders“ schmeckt.

Langsame Weine stammen von standortgerechten Rebsorten, nicht von schnellen Mode-Rebsorten.

Ihre Bearbeitung im Weinberg erfolgt nicht im permanenten Kampf gegen, sondern im profunden Verständnis der Natur. War Weinbau früher sehen und erleben, Erfahrung aus Versuch und Irrtum, ist es im langsamen Wein Wissenschaft in Verbindung mit der Wiederentdeckung alten Erfahrungswissens, also Fortschritt in der Entschlüsselung der Natur und Verwendung dieses Wissens nicht gegen, sondern für sie, z. B. unter Berücksichtigung natürlicher Rhythmen wie der Mondphasen bei der Bearbeitung.

Langsame Weine können nur auf Böden entstehen, die leben und gesund sind.

Sie enthalten also jene natürlichen Nährstoffe, die der Rebe ein funktionierendes Nährstoffgleichgewicht ermöglichen. Das kann nur mit naturnahem, ökologischem oder biodynamischem Anbau funktionieren. Organischer Dünger ist für „langsame Weine“ ebenso Voraussetzung, wie eine Arbeitsweise im Weinberg, die das Bodenleben fördert und die Böden nicht verdichtet. Durch aufwendige Blattwerksarbeit werden Photosynthese und Wasserhaushalt der Rebe gesteuert. Nur Lagen geeigneter Exposition mit entsprechender Wasserversorgung und natürlich vorhandenem Nährstoffgehalt bringen niedrige Erträge, die unmißverständlich Herkunft offenbaren.

Langsame Winzer erzielen Extraktion, Konzentration und Expressivität im Weinberg.

Sie brauchen keine Konzentrations- und Fraktionierungsmaschinen im Keller, weil sie durch entsprechend niedrige Erträge Extrakt und Aroma, Charakter und Struktur auf natürliche Weise in den Trauben erzielen. Authentizität finden sie in alten Reben, steilen Lagen, kargen Böden und dichten Pflanzungen – natürlichen Barrieren für große „schnelle“ Ernten.

Langsame Weine haben tunlichst niedrigeren Alkoholgehalt.

Der Klimawandel zeitigt bereits dramatische Folgen im Wein, schmeck- und spürbar: Die Alkoholgehalte der Weine steigen weltweit. Langsame Winzer, die im Weinberg biodynamisch arbeiten, können über entsprechende Boden- und Laubarbeit den Wasserhaushalt ihrer Reben „regulieren“ und erreichen damit eine veränderte Rebphysiologie, die frühere Lese bei identischer physiologischer Reife mit „normalen“ Säure- und Alkoholwerten ermöglicht. Ihre Weine schmecken angenehm „straff“ und mineralisch und vereinen faszinierende innere Frische im Trunk mit besonderer Bekömmlichkeit.

Langsame Winzer ernten von Hand.

Sie ernten gesundes Lesegut, das reife und gesunde Trauben für reintönige und komplexe Aromatik liefert, frei von Fehltönen durch faule oder unreife Beeren. Damit ihre Trauben unbeschädigt im Keller ankommen, erfolgt deren Transport in kleinen Behältern. Vor der Kelter werden diese noch einmal sorgfältig ausgelesen.

Langsamer Wein heißt schonende Weinbereitung.

Langsame Winzer bevorzugen kleine Gärgebinde (möglichst aus Holz), die ob ihrer thermischen Trägheit und kleiner Volumina keine Temperaturregelung benötigen und deshalb z. B. schmeckbar sensiblere Extraktion der Gerbstoffe liefern. Kellertechnische Eingriffe, die den Einfluß von Lage, Rebsorte und Jahrgang beeinträchtigen, wie der Zusatz von Hefen, Enzymen, Säuren, Zucker oder Süßreserve sowie künstliche Konzentration, Fraktionierung, übermäßige Extraktion, Kältebehandlung, Schönung, scharfe Filtration oder Pasteurisierung lehnen „langsame Winzer“ ab.

Langsame Weine brauchen die Freiheit, aus sich selbst heraus ihre von der Natur gegebenen Anlagen zu entwickeln

Deshalb ist für „langsame“ Winzer die Vergärung mittels natürlicher wilder Umgebungshefen Grundvoraussetzung. Diese sogenannte „Spontanvergärung“ verläuft nicht nur langsamer und komplexer als Reinzucht-Vergärung, sie führt in Verbindung mit entsprechendem Ausbau auf der verbliebenen Voll- bzw. Feinhefe auch zu einer im Vergleich zu „schnellen Weinen“ schmeckbar anderen Chemie im Wein. Diese äußert sich in der „Textur“, einem räumlich im Mund spürbaren, cremig wirkenden, mundfüllenden Geschmacksgefühl. Langsame Weine verströmen weniger „Duft“, besitzen dafür aber mehr und vor allem vielschichtigere Aromen; sie beweisen wesentlich mehr Frische mit klar akzentuiertem Herkunftscharakter, der sich, je nach Qualitätsniveau, in mehr oder weniger markanter, stets pikant wirksamer Mineralität offenbart, nur in spontan vergorenen langsamen Weinen finden Herkunft und Lage präzisen Ausdruck. Daß langsame Weine haltbarer und entwicklungsfähiger sind als vergleichbare, per Reinzuchthefe vergorene schnelle Weine, sei am Rande erwähnt.

Langsame Weine sind mehr als nur „Bio“.

Wer Weine aus biologischem Anbau kauft, glaubt, er würde Biowein kaufen. Den aber gibt es (noch) nicht! Die EU-Ökoverordnung regelt zwar den Anbau der Trauben im Weinberg, doch der Ausbau im Keller unterliegt bislang keinen besonderen gesetzlichen Bestimmungen. An der Kellertreppe endet also für den weitaus größten Teil der Biowinzer das Öko-Engagement. Sie klären ihre Moste scharf vor, vergären in Edelstahl mit sicheren und schnellen Reinzuchthefen, benutzen Eichen-Chips als Holzersatz, schwefeln nach Bedarf, klären ihre Weine mit üblichen Schönungsmitteln und benutzen, wenn es sein muß, Enzyme, Kohle, Filter und andere Hilfsmittel des konventionellen Weinbaus. Ich lege bei „langsamen Weinen“ weit höhere Maßstäbe an die Verarbeitung im Keller an, als sie die meisten „Bio-Weine“ erfüllen. Für mich ist „Bio“ weit mehr als nur chemiefreier Weinberg. „Bio“ im Wein muß vielschichtiger, authentischer und individueller schmecken, als vergleichbar guter konventioneller Wein. Viele langsame Winzer sind zertifiziert oder befinden sich in Umstellung (viele von ihnen auf Biodynamik). Sie unterscheiden sich von konventionellen Biowinzern aber dadurch, daß biologischer Anbau für sie nicht Ziel, sondern zwingende Voraussetzung ist für entsprechend konsequent ökologischen Ausbau im Keller, mit obligater Spontanvergärung und Verzicht auf die üblichen Hilfsmittel moderner Önologie.

Langsame Weine brauchen Luft.

Sie erhalten während ihrer Entwicklung ausreichend Luft zum Atmen, das heißt, sie werden nicht unter hermetischem Sauerstoffabschluß gehalten, also nicht „reduktiv“ ausgebaut. Die meisten langsamen Winzer verwenden Holzfässer für den Ausbau der Weine, zum Teil auch für die Gärung, nicht, um Geruch und Geschmack der Weine mit Holzaromen zu parfümieren, sondern um den physikalischen Effekt des Holzes zu nutzen. Langsame Weine kommen deshalb meist aus Holzgebinden.

Langsame Weine brauchen Zeit.

Sie entstehen nach ihrer eigenen inneren Uhr, haben Zeit zum Gären und Reifen. Sie dürfen auf der Maische mazerieren, wochen- oder monatelang gären, anschließend so lange auf der Hefe reifen, wie sie sich qualitativ entwickeln. Entsprechend dem langsamen Beginn ihres Lebens reifen langsame Weine auch langsam auf der Flasche. Und selbst im Glas sind sie ständigem, spannendem Wandel unterworfen. Sie sollten grundsätzlich mehrere Stunden vor Genuß dekantiert werden, Weißwein mehr noch als Rotwein, um zu offenbaren, welches Feuerwerk an Duft und Geschmack in ihnen steckt.“

Wir machen eine Landpartie – Tafelrunde März in Lauf-Simonshofen

Goldener Hirsch Simonshofen

Goldener Hirsch Simonshofen

Nachdem ich mit Mitgliedern auf verschiedenen Veranstaltungen gesprochen habe, zeigte sich doch die Bereitschaft für eine Tafelrunde auch einmal aufs Land zu gehen. Und deswegen habe ich – ganz egoistisch – so lange der Wohnsitz des Conviviums noch in Lauf ist, das Gasthaus Goldener Hirsch in Simonshofen ausgewählt. Dort gestalten wir  eine Tafelrunde im wahrsten Sinn des Wortes: Geselliges Beisammensein, gemeinsames Plaudern, gegenseitiges Kennenlernen und genießen. Alles ganz zwanglos und ohne spezielle Thematik.

Für die Organisation und Abstimmung geht mein Dank an unser Mitglied Klaus-Peter Staiger der mit Wolfgang Goldmann für uns ein kleines Menü abgestimmt hat.

Im Goldenen Hirsch kocht Wolfgang Goldmann. Er hat jahrelang in Italien gelebt und dort das Kochen gelernt. Und gelernt, sich der Natur zu bedienen. Er kocht fränkische und italienische rustikale Hausmannskost mit niveauvoller Note. Die Zutaten frisch gekocht und von bester Qualität, möglichst regional beschafft.

Hier die gemeinsam mit Wolfgang Goldmann getroffene Auswahl für eine kleine Slow Food Karte am 2.3.2012:

zur Begrüßung:
Antipastiteller

Vorspeisen:
Schwarzwurzelsuppe mit Rote-Bete-Grieß-Nocken
Selleriebackers mit Feldsalat und Speckwürfeldressing

Hauptgerichte:
Ochsenbäckchen (oder Kalbsbäckchen je nach Verfügbarkeit) mit Brezelknödel und Schlamperkraut
Hohenloher Spanferkelbraten in Dunkelbiersauce, fränkischer Kloß, Schlamperkraut
Bullacher Räucherforellenfilet auf Linsengemüse

Dessert:
Kartäußerklöß mit Bettlerkompott
Weißbiermousse mit Zitronensauce

Da ist mit Sicherheit für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei.

Um rechtzeitige Anmeldung (hier) wird gebeten, um  die Disposition zu erleichtern.

Der Veranstaltungsort findet sich hier.

Winterkur in 4 Gängen – oder wie eine Wanderung kulinarisch wird

Altes Kurhaus in Streitberg - Foto: Christian Schleupner/Christof v. Aufseß

Jetzt haben wir die Feiertage hinter uns und der „Normalbetrieb“ geht wieder los. Was von der Entspannung dieser Tage bleibt ist häufig nur der „spannende Ranzen“ wie Vincent Klink das immer so schön formuliert. Dazu noch das „das Wetter“ und die Ödnis  in den Regalen an frischen, saisonalen Produkten bei dem Händler unseres Vertrauens.

Da braucht es einen Lichtblick. Und: Hier ist er:

Unser langjähriges Mitglied Burgl Kaiser führt in Streitberg mit dem „Alten Kurhaus“ ein wunderschönes altes Haus mit langer Tradition unterhalb der Streitburg. Seit langen kauft sie ein & kocht nach den Slow Food Prinzipien.

Für uns kocht sie in Ihrem „Alten Kurhaus“ ein Menü – oder besser eine Winterkur in 4 Gängen. Die Winterkur soll uns flott machen für den anstehenden Frühling, die Schlacken aus dem Körper jagen und uns Lust machen auf das was kommt. Es wird  eine aufbauende Kur-Kost geben, die alle fit macht und zu der sowohl ein  regionales Bier passt als auch ein fränkischer Wein.

Als Gast am Herd hat sie ihre langjährige Freundin und unsere Fördererin Marga Linhard eingeladen, die ja im Winter eh ein wenig Sehnsucht nach dem Kochen hat. Den Service macht uns Hans Jürgen Kaiser, der auch – falls gewünscht – Übernachtungsmöglichkeiten vermitteln kann. Hans Jürgen gehört ja zu den Bankern die noch vor der Krise die Kurve gekriegt haben und jetzt mit dem Service im Kurhaus etwas anständiges machen….
Man kann – soviel verraten die beiden Damen – die Winterkur auch als eine kulinarische Wanderung in der Fränkischen Schweiz begreifen:

„Von der Neideck ausgehend mit einem typisch fränkischen Gaumenkitzel, überqueren wir die Wiesent, wo wir eine stimulierende Suppe schlürfen, dann kommen wir zur Muschelquelle, von dort erhalten die Forellengewässer ihre Speisung, über einen Promenadenweg, da darf ein Trunk nicht fehlen, zum Molke-Kurhaus mit einer typischen feinen Genesungskost,um am Schluss unter der thronenden Streitburg etwas gesundes Süsses mit scharfem Abgang zu genießen.“

Die Weinbegleitung wird von einem fränkischen Bio-Winzer von spritzig weiss zu kräftig dunkel sein.

Hier geht es zur Anmeldung.

Das Alte Kurhaus finden Sie hier.